Hallo liebe Leser,

 

wir, das sind André Twardigrosz und meine Wenigkeit Dirk Hantschmann, hatten uns  am 01. 02. 2001 in Radeberg mit einem 23 Jahre alten Land Rover, namens Kunigunde, auf den Weg gemacht, um den südlichsten Punkt Afrikas zu erreichen. Mit im Gepäck hatten wir eine ganze Menge Verbandsmaterialien und 4 große Säcke Plüschtiere für die Kinder in den armen Gegenden Afrikas. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an alle die, die dabei mitgesammelt haben und uns unterstützten.

Unsere gewählte Ruhte sollte uns erst einmal nach Genua (Italien) bringen, wo bereits eine große Fähre auf uns wartete, um uns nach Tunesien überzusetzen. Endlich, nach etwa 18 Monatiger  Vorbereitung, erreichten wir den Schwarzen Kontinent Afrika, welcher nun für die nächsten 7 ½ Monate unser zu Hause sein sollte.

Tunesien, das erste Land Afrikas, war bis auf eine Besichtigung Karthagos und die Durchquerung einiger Schotts (ausgetrocknete Salzseen) nur ein Durchreiseland. Erst in Algerien ging das richtige Abenteuer los und zwar mit der Durchquerung eines 350 km langen Stückes Sahara ohne Piste, ohne Siedlungen oder sonst dergleichen, das einzige was es hier in rauen Mengen gab war Sand in Dünenform. Am 1. Tag schafften wir gerade mal 5 km. Also ließen wir den Reifenluftdruck noch einmal ab, bis es nur noch 0.6 bar waren und schon brauchten wir nur noch etwa 10 mal pro Tag buddeln und schafften somit Kilometer für Kilometer bei 40 °C am Tag und bei Nacht mit Eis in den Kanistern. Die Sahara ist eben ein großer Buddelkasten für Männer!

Aber nicht nur Sand findet man in der Sahara. Sie besteht auch aus großen Flächen Geröllwüsten, wie z.B. das Tasilli-Gebirge oder das Hoggar-Gebirge mit dem höchsten, befahrbaren Berg, dem Assekrem (2726m). Nach mühsamer Serpentinenfahrt erreichten wir den Gipfel und erlebten einen phantastischen Sonnenuntergang und einen herrlichen Abend mit Reisenden aus ganz Europa.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die nächste Station sollte nun Agadez im Niger sein, da wir von dort aus weiter nach Tschad und dann Sudan wollten. Allerdings sollte der Weg dahin von Tuaregs, den Wüstenkriegern welche immer noch einen Kampf gegen die Regierung führen, sehr unsicher sein und eigentlich nur mit einem Konvoi absolviert werden. Wir versuchten es aber alleine und landeten prompt auf einer verbotenen Piste. Als wir dies bemerkten war es zum umkehren bereits zu späht und es half nur noch Gas geben. So legten wir an diesem Tag etwa 350 km durch Weichsandfelder, Staupisten und Geröll zurück und immer mit der Angst im Nacken überfallen zu werden. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang erreichten wir dann endlich, zwar fix und fertig, ein kleines stromloses Dorf auf wieder sicherem Boden. Die schlimmste Fahrt unserer gesamten Afrikareise war somit geschafft. Den nächsten Tag erreichten wir dann auch Agadez und wir konnten endlich mal wieder ein Bier trinken, denn in Algerien gibt es durch den Islam Alkoholverbot, was ich persönlich gar nicht so schlecht finde, denn wir hatten nicht einen einzigen aggressiven Menschen getroffen, wie beispielsweise im Tschad als wir nachts von unliebsamen, betrunkenen Leuten geweckt worden, weil sie an unserer Kunigunde herum klopften und rüttelten, um Geld und Geschenke zu bekommen. Die Geschenke die wir an Bord hatten gaben wir aber lieber an anderen Stellen, wie z.B. im Sudan in einem kleinen Dorf, wo man uns zum Frühstück einlud. In diesem Dorf gab es, außer ein paar Rundhütten, Kamelen, Ziegen, Eseln und sehr freundlichen Menschen, nichts. Aber eben das macht, so denke ich und so habe ich es erlebt, die Menschen so freundlich.

Nach etwa 2 Monaten erreichten wir Khartum, die Hauptstadt Sudans. Hier konnten wir uns zum ersten mal wieder zu Hause melden und unsere Schlaffsäcke waschen lassen, denn wir hatten eine kleine Zwangspause einlegen müssen. Die Beschaffung des Äthiopien- Visa. Das sollte nämlich ganze 5 Tage dauern. In dieser Zeit lernten wir zwei Holländer kennen, welche, ebenfalls wie auch wir, nach Äthiopien und dann weiter nach Kenia unterwegs waren. Da die beiden einen guten Eindruck auf uns machten und wir offenbar auf sie, entschlossen wir uns gemeinsam weiter zu fahren. Und das war auch gut so, denn es gab endlich wieder einmal einen anderen Menschen, mit dem man sich unterhalten konnte. Die letzten Wochen hatten  sich nämlich ganz schön an uns zu schaffen gemacht. Zum einen war da die über weite Strecken menschenleere Sahara und zum anderen fast täglich Kunigunde frei buddeln und ein bis zwei Platten, bedingt durch die Dornenbüsche, welche man einfach nicht alle umfahren kann, wenn man neben der Piste fahren muss, da diese einfach zu tiefe Spurrillen hat und das Fahrzeug sonst mit allen vier Rädern in der Luft hängt. Die Holländer gaben uns also, ohne es zu wissen, neue Energie. Und die brauchten wir auch auf dem Weg durch Äthiopien.

Hier wurden nämlich unsere Nerven erst richtig strapaziert. Als erstes verabschiedete sich unsere Lichtmaschine, welche wir aber wieder vor Ort reparieren konnten, dann brach am holländischen Toyota der Rahmen in fast zwei Teile, so dass wir den Wagen erst einmal mit einem Eisenrohr und ein paar Gurten schienten, ähnlich einem Bruch am Bein, und dann bei einer Straßenbaufirma bis auf den Rahmen zerlegten. Als nächstes quälten wir uns bis auf eine Höhe von fast 4000 m, um die berühmten Felsenkirchen von Lalibela, welche man im 12 Jh. direkt in den gewachsenen Fels meißelte (12 Stück), zu besichtigen. Und zu guter Letzt begaben wir uns in den Omo National Park um von da aus illegal nach Kenia auszureisen. Da wir in der Regenzeit unterwegs waren sahen die Pisten durch den Park (wurden zuletzt vor einem halben Jahr von einem Suzuki Samurai befahren) auch dementsprechend aus. Natürlich fuhren wir auch gleich beide Fahrzeuge so richtig im Schlamm fest und konnten sie nur unter großer Anstrengung und mit Hilfe von Schneeketten bergen. Doch ein paar Kilometer weiter standen wir vor einem echten Problem. Ein Fluss. Weid und breit keine Brücke. Wir mussten also so durch und schafften es auch, nach ca. 6 Stunden harter Arbeit und alles was wir an Seilen und Winden hatten, dass beide Wagen auf der anderen Seite des Flusses standen. Als wir am nächsten Morgen wach wurden, trauten wir unseren Augen nicht. Der reißende Fluss vom Vortag hatte sich in ein wasserleeres Flussbett verwandelt. Ist eben Afrika und nicht mit europäischen Maßstäben zu messen! Nun kam der schwierigste Teil Äthiopiens, die Ausreise. Wir wussten zwar das es da irgendwo ein Dorf gibt mit Grenzern und das diese uns nicht verfolgen könnten, da es keine Fahrzeuge gab, aber wir wussten nicht genau wo und auch nicht, dass diese, Gewähre zu ihrem einzigen Besitz zählten. Und so kam es, dass einer der Grenzer, wehrend wir nur noch Gas geben wollten, auf uns schoss. Unser großes Glück dabei war nur, dass das Gewähr der Marke Kalaschnikow, eine ganz normale Ladehemmung hatte und sich kein Schuss löste. Am Morgen darauf konnten wir allerdings doch noch die Grenze passieren, denn für 20 US$ schaut man in Afrika gern mal zu einer anderen Seite.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Endlich waren wir also in Kenia und konnten den Äquator mit dem eigenem Auto überqueren. Nun schnell noch an den Indischen Ozean und erst einmal Urlaub machen. Dachten wir zumindest. Leider bekamen André und die beiden Holländer eine Malaria und waren eine ganze Woche außer Gefecht.

Nach weiteren 3 Wochen Aufenthalt in Mombasa setzten André und ich unsere Reise fort. Nun wieder allein aber mit dem nächsten großen Ziel im Auge, die Sonnenfinsternis in Sambia, welche da am 21. 6. 2001 zu erleben sein sollte. Das bedeutete noch reichlich 4 Wochen bis dahin und wir mussten noch durch Tansania, Malawi und fast komplett durch Sambia. Eigentlich genug Zeit, wenn einem nicht gerade die Kurbelwelle in zwei Teile zerbricht und man 11 lange Tage in Dar Es Salaam (Tansania) warten muss. Aber so etwas hat ja auch seine guten Seiten. Wir können von uns behaupten, dass wir uns jetzt bestens in Dar Es Salaam auskennen und uns dort fast jeder kennt, denn wir haben gleich erst einmal 2 Gauner hinter Schloss und Riegel gebracht, und so etwas lieben die Einheimischen.

Nun mussten wir uns aber echt beeilen, um rechtzeitig in Lusaka zu sein um uns die 100% der Nichtsonne anzusehen und das ganze um die Mittagszeit bei nicht einer Wolke am Himmel. Ein Naturschauspiel was den weiten Weg der Anreise mit all seinen Strapazen vergessen machen läst. Einfach super. An dieser Stelle sei erwähnt, wir sind natürlich nicht nur wegen der Sonnenfinsternis nach Afrika gefahren, sondern der fremden Kulturen, Menschen, Landschaften und Tieren wegen. Dieses Naturschauspiel passte nur mehr zufällig in unsere lange Reise. Welches Naturschauspiel, einer anderen Gattung allerdings, von Beginn an fest geplant war, waren die nur etwa 400 km weiter westlich liegenden Viktoria-Fälle. Eine atemberaubende und explosive Naturgewalt, welche da vom mächtigen Sambesi an den Tag gelegt wird. Schon von weiten kann man das aufgewirbelte Wasser über der Schlucht sehen und das ist auch der Grund weswegen die Fälle von den Einheimischen auch „Das rauchende Wasser“ genant werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das folgende Land war nun Simbabwe, ehemals Südrhodesien und einst von Cecil Rhodes beherrscht worden, so dass wir auf die Spuren von Rhodes stießen und sie bis hin zu seiner Ruhestädte verfolgten. Dieser Mann prägte den Süden Afrikas wie kaum ein anderer und doch trafen wir mehr Menschen in Südafrika die mit dem Namen Hitler mehr anzufangen wussten wie mit Cecil Rhodes. War für uns etwas erschreckend und unlogisch, zu mal es sich meist um die schwarze Bevölkerung handelte.

Berühmt ist Simbabwe aber nicht nur wegen Rhodes, sondern auch wegen „Great Zimbabwe“ und seinen wunderschönen Nationalparks und beides mussten wir uns natürlich auch ansehen. In den Nationalparks, welche zudem auch noch sehr preiswert sind, sahen wir endlich die großen Tiere, mit denen jeder diesen Kontinent auch assoziiert, Elefanten, Nashörner, Giraffen, Warzenschweine, Antilopen und viele, viele mehr. Hyänen z.B. besuchten uns pünktlich um 19,00 Uhr zum all abendlichen Mülltonnenscheck und die Löwen sangen uns in den Nächten ihre tiefbrunftigen Lieder der Freiheit.

So überwältigend die Natur in Afrika für uns war, und hoffentlich noch lange so bleibt, so war auch das, irgendwann im 14 oder 15 Jh. entstandene, „Great Simbabwe“. Eine riesige Anlage aus Millionen von Steinen zusammengesetzt, in mitten einer Region der Erde in der, der Europäer lange Zeit glaubte, nur auf schwarze, Feil und Bogen tragende Wilde zu stoßen. Und doch, auch wenn man bis zum heutigen Tag, den Zweck dieser Anlage nicht versteht, ragt dieses Projekt aus vergangener Zeit trotzend gen Himmel und verbirgt ehrfurchtsvoll sein Geheimnis, von dem Erich von Däniken überzeugt ist, dass es sich hierbei nur um außerirdischen Ursprungs handeln kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da wir uns nun lange genug in Binnenländern herumgetrieben hatten und die Sehnsucht nach dem großen Wasser immer mehr anstieg, machten wir uns auf nach Mocambique in Richtung Indischen Ozean. Doch zuvor hatten wir noch einen kleinen Wald zu begutachten, den „Chirinda Forest“, den südlichsten Regenwald Afrikas, mit bis zu 65 m hohen Mahagoni-Bäumen. Wie klein doch da der Mensch ist und doch ist er stärker mit seinen Kettensägen gegen diese Riesen. An solch einer Stelle begreift man erst einmal den Irrsinn des modernen Menschen. Aber nichts des zu Trotz, dieser Landstrich steht, Gott sei dank, unter Naturschutz.

In Mocambique fühlten wir uns wie in das Jahr 1985, oder so, nach Ostdeutschland versetzt, denn überall waren W 5o LKWs auf den Straßen zu sehen. Ostalgie pur mit afrikanischem Hintergrund. Na ja zumindest fast, denn auf dem Weg durch das Land hin zum Ozean, fehlte des öfteren ein Stück Straße und hier und da lagen Fracks ehemaliger Militerfahrzeuge oder auch ziviler Natur, herrührend von Minen und Granaten des vergangenen Bürgerkrieges. Auch gibt es nicht mehr viele Wildbestände in den Nationalparks, da eben gegessen wird was man bekommt.

Endlich erreichten wir wieder den Ozean und ehe man sich versah waren wir in den riesigen Wellen untergetaucht, übrigens gleich mit Hose und Hemd, denn wo bekommt man schon mal wieder so eine preiswerte Waschmaschine geboten?

Nächstes Ziel sollte das letzte Land sein, Südafrika, in dem wir jedoch noch die beiden Binnenländer Swaziland und Lesotho mitnahmen. Hier in Südafrika hatten wir das Gefühl in Mitteleuropa zu sein. In der Tat ist es auch so, nur das die Tier- und Pflanzenwelt eine etwas andere ist und das es hier den einzigartigen Punkt „ Cap Agulhas“ gibt, welcher der südlichste Punkt des Kontinents Afrikas ist. Er war es auch welcher das ganz große Ziel dieser Reise war. Nach etwa 25000 km und 7 Monaten und 4 Tagen hatten wir es geschafft mit dem eigenen Wagen an genau der Stelle zu stehen, wo der Indische Ozean mit dem Atlantik zusammentrifft. Ein Grund, dachten wir uns, eine Flasche Sekt zu köpfen.

Das war für uns ein Gefühl, was man, so klauben wir, mit den großen Entdeckern, wie z.B. Kolumbus oder dem Schritt Louis Armstrongs auf den Mond gleichsetzen könnte.

An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an all die Freunde und Bekannten die uns bei diesem Unternehmen geholfen haben und uns dies ermöglichen konnten was wir, André und Dirk, erreicht haben, vor allem auch ein Dankeschön von all den strahlenden  Kinderaugen welche nun ein Plüschtier zu bewachen haben.   

 

Dirk Hantschmann